• 16.11.2022 | Der Power Switcher simuliert die Zukunft des Schweizer Stromsystems

    Wie viel Solar für die Energiezukunft?

    Ohne Stromimporte kommts in der Schweiz bald zum Blackout. Photovoltaik ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Behauptungen wie diese sind immer dann zu hören, wenn es um die Versorgungssicherheit geht. Doch welche stimmen tatsächlich? Und welche basieren auf falschen Fakten? Mit dem Power Switcher von Axpo lassen sich derartige Thesen spielend leicht nachsimulieren – und auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Axpo Energy Economist Lara Lück erklärt, wie das Tool funktioniert.

    Frau Lara Lück, kurz und knapp erklärt: Was für ein Tool hat die Axpo mit dem Power Switcher genau entwickelt?

    Der Power Switcher ist ein interaktives Tool, bei dem Userinnen und User einfach und spielerisch herausfinden können, wie es mit dem Schweizer Stromsystem in Zukunft weitergehen könnte. Es lässt sich evaluieren, ob die Stromnachfrage mit der heimischen Produktion und möglichen Importen bis ins Jahr 2050 gedeckt werden kann, oder es möglicherweise zu wenig Strom geben könnte und uns – plump formuliert – das Licht ausgeht. Wie viele Anlagen gebaut werden, können Nutzerinnen und Nutzer dabei selbst einstellen. Das funktioniert ganz einfach über einen Schieberegler. So kann beispielsweise ausgewählt werden, wie viele Photovoltaikanlagen errichtet werden sollen.  

    Der Power Switcher liefert Antworten zur Zukunft der Schweizer Stromversorgung.

    Und der Power Switcher liefert anschliessend das passende Ergebnis.

    Genau. Und dieses zeigt sofort, wie viel Strom im jeweiligen Szenario erzeugt wird und ob es einen Blackout geben könnte. So können die verschiedensten Szenarien durchgespielt werden. Oder man untersucht eines, das bereits besteht. Der Power Switcher hat die Zukunftsvorstellungen verschiedenster Nationalrätinnen und Nationalräte, der Schweizer Industrie oder des Bundesamts für Energie bereits voreingestellt. Spannend, sich das in Ruhe anzuschauen und Vergleiche zu ziehen!

    Weshalb hat die Axpo den Power Switcher entwickelt? Was war die Motivation dahinter?

    Die Axpo wollte ein Tool entwickeln, mit dem sich jede und jeder eine eigene Meinung bilden kann. Beispielsweise Politikerinnen und Politiker: Dauernd müssen sie in Debatten über Zahlen diskutieren. Beispielsweise wie viel Energie künftig in der Schweiz durch Photovoltaik hergestellt werden soll. Nicht alle haben ein Expertenteam hinter sich, das solche Rechenspiele übernehmen kann. Mit dem Power Switcher ist das hingegen ganz leicht.

    Und wie profitiert die Bevölkerung, die sich solche Debatten anguckt?

    In Talkshows beispielsweise hört man ja immer wieder Aussagen, die sich nur schwer überprüfen lassen. Wenn es beispielsweise heisst, die Schweiz sei nicht auf Stromimporte angewiesen – oder Photovoltaikanlagen würden kaum helfen. Dank dem Power Switcher können Zuschauerinnen und Zuschauer solche Behauptungen ganz bequem und schnell nachsimulieren und überprüfen, ob da auch etwas dran ist.

    Man muss also kein Experte sein, um den Power Switcher bedienen zu können?

    Nein, neben der Politik ist unser Zielpublikum die breite interessierte Öffentlichkeit. Interesse sollte also vorhanden sein, man braucht aber überhaupt kein Expertenwissen, um das Tool benutzen zu können. Grosse Forschungsinstitute und Verbände habe ihre eigenen Simulationstools entwickelt, um die Versorgungssicherheit in der Schweiz zu berechnen. Der Power Switcher ist explizit dafür entwickelt worden, dass er für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich ist. 

    «Man braucht aber überhaupt kein Expertenwissen, um das Tool benutzen zu können.»
    Lara Lück, Energy Economist

    Und wer sich mit dem Power Switcher auseinandersetzt, erlebt durchaus den ein oder anderen Aha-Moment.

    Der Axpo liegt es am Herzen, das Nutzerinnen und Nutzer dank dem Power Switcher die Zusammenhänge etwas besser verstehen. Dass die Versorgungssicherheit weiterhin günstig bleibt, wir gleichzeitig aber unabhängig vom Ausland, emissionsfrei und ohne Zubau im Inland sind, ist eine Illusion. Es braucht also einen Kompromiss. Gäbe es eine solche Lösung, hätten wir die derzeitigen Diskussionen nicht.

    Was kann der Power Switcher eigentlich alles? Was kann einzeln verstellt und berechnet werden?

    Sehr vieles! Neben den bereits erwähnten bestehenden Szenarien, die im Detail untersucht werden können, kann man zusätzlich einstellen, wie viele Stromerzeugungsanlagen gebaut werden sollen, wie sich die Stromnachfrage entwickelt und wie viel aus der EU importiert werden soll. Ebenfalls kann ausgewählt werden, ob die Wetterverhältnisse gut oder schlecht sind, um über Photovoltaik oder Windenergieanlagen Strom zu erzeugen.

    Wie genau sind die Berechnungen des Power Switchers?

    Damit das Tool online schnell läuft, mussten wir einige Vereinfachungen treffen. Aber wir haben genau geprüft, dass wir trotz Vereinfachungen auf richtige Ergebnisse kommen. Die Axpo hat gemeinsam mit dem Energy Science Center der ETH Zürich eine Studie gemacht, in der die ETH mit ihrem grossen Simulationsmodell gerechnet hat und wir mit dem Power Switcher. Natürlich gibt es da kleinere Differenzen – im Grossen und Ganzen kommt der Power Switcher aber sehr nah an die Ergebnisse grosser Modelle heran und eignet sich deshalb bestens für erste Abschätzungen.

    Der Power Switcher wird laufend ausgebaut und weiterentwickelt. Welche Features kommen noch dazu?

    Ideen haben wir so einige! Wir möchten beispielsweise bei der aktuellen Energiekrise kurzfristige Fragen klären: Wie entwickelt sich die Stromversorgung, wenn weniger Gas zur Verfügung steht? Oder: Welchen Einfluss haben Ausfälle der Kernenergie in Frankreich auf die Schweizer Versorgungssicherheit? Ausserdem sollen weitere bestehende Szenarien dazukommen. Wir arbeiten mit Hochdruck an unseren Ideen und freuen uns bereits jetzt auf die Veröffentlichung!

    Hier geht es zum Power Switcher

    Hinweis: Dieses Interview entstand für die Beilage Fokus Energie und Nachhaltigkeit von smartmedia und erschien am 18. Oktober als Beilage im Tages-Anzeiger.

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