14.08.2017 | So sieht McKinsey die Chancen und Gefahren von Batteriespeichern

Ein grosses Potenzial

Batteriespeicher sind derzeit im Aufwind. Sie gelten als veritable Game-Changer der Energiebranche. So sieht das auch Axpo. Über Möglichkeiten und Gefahren von Batterien und Grossspeichern haben auch die Experten von McKinsey nachgedacht. Hier sind ihre Ergebnisse.

Eben haben die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) publik gemacht, dass sie in Volketswil ZH Anfang 2018 die „grösste Batterie der Schweiz“ in Betrieb nehmen wollen. Die Batterie wird eine Maximalleistung von 18 MW haben und kann bis 7,5 MWh Energie speichern. Sie soll zur Netzstabilisierung eingesetzt werden.

Das zeigt: Der aktuelle Trend in der Energiebranche geht zu Batteriespeichern und dezentralen Energiesystemen. Das kann zu grossen Veränderungen führen. Axpo möchte dabei eine aktive Rolle übernehmen und hat deshalb eine Innovationskampagne gestartet und hofft dabei auf viele, gute Ideen.

Schliesslich gibt es ja auch viele Anwendungsmöglichkeiten für Batterien und unterschiedliche Geschäftsmodelle, wie Christian Capello und Olivia Fürer von der Axpo Unternehmensentwicklung erklären:

  • Grossbatterien können genutzt werden, um Lastspitzen zu brechen, Schwankungen auszugleichen oder den Eigenversorgungsgrad zu optimieren. Typische Kundengruppen wären hier grosse Industriebetriebe, Stadtwerke, Energieproduzenten (Wind, Photovoltaik) oder Netzbetreiber.
  • Kleinere Batterien finden Anwendungen in Privathaushalten, oft in Kombination mit Solaranlagen, zur Speicherung von Überschussenergie oder in Elektrofahrzeugen.
  • Eine weitere Möglichkeit ist das Pooling von mehreren dezentralen Batteriespeichern aller Arten von Batterien. Das ermöglicht Energieunternehmen in Kombination mit der Digitalisierung komplett neue Opportunitäten, beispielsweise in den Bereichen Batteriemanagement und intelligente Steuerung von Schwarmspeichern für die Vermarktung an den energiewirtschaftlichen Flexibilitätsmärkten oder zur Netzstabilisierung sowie zur Entwicklung von Plattformen für Power Communities, welche sich auf lokaler Ebene direkt und gegenseitig mit Energie versorgen.
Chancen und …

Den Versuch, das wirtschaftliche Potenzial der Batterien in der Energiebranche abzuschätzen, hat das renommierte Beratungsunternehmen McKinsey unternommen. Sie gehen dabei von immer tieferen Kosten für Batteriespeicher aus. 2016 waren es rund 230 US$/kWh, 2025 könnten sie gar auf 160 US$/kWh sinken. Im Vergleich: 2010 war man noch bei Preisen von 1000 US$/kWh. Entsprechend hoch schätzt McKinsey das Marktpotenzial für den Einsatz von Batteriespeichern in den nächsten zwanzig Jahren auf 1000 GW.

Detaillierte Modellrechnungen, so McKinsey, zeigten, dass der Einsatz von Batteriespeichern für gewisse Anwendungen bereits heute wirtschaftlich Sinn machen könne. So etwa für den Lastausgleich, für den Ausgleich von unregelmässig anfallendem Strom aus Wind und Photovoltaik, für die Speicherung/Selbstnutzung von Solarenergie in privaten Haushalten und im Regelenergiemarkt.

Wichtig sei bei allen Projekten, dass sie individuell und auf ganz spezifische Kundenlösungen zugeschnitten würden. Entsprechend zentral – dass sieht auch Axpo bei ihrem Origination-Geschäft immer wieder – seien deshalb gute Kundenkontakte.

…Risiken!

Batteriespeicher stellten für die Energiebranche aber auch Risiken dar. Denn sie seien dazu geeignet, dass ganze bisherige System aufzubrechen. Entsprechend müssten sich die Unternehmen neu erfinden. Tun sie es nicht, so die Unternehmensberater, könnten sie zu den Verlierern dieser neuen Marktdynamik werden. McKinsey spricht in diesem Zusammenhang explizit von einer „disruptiven Entwicklung“ , das heisst eine die bisherigen Geschäftsmodelle zerstörenden und sich schnell verbreitenden Entwicklung.

So gelte es beispielsweise ganz genau zu klären, welche Auswirkungen der zunehmende Einsatz von Batterien und Smart Grids auf die ganze Netzentwicklung und -planung haben könne. Denn diese müsse parallel laufen, damit unnötige Investitionen in Netzausbauten, welche aufgrund der neuen Parameter gar nicht mehr notwendig seien, verhindert werden könnten.

Die Details der Studien findet man hier: Studie 1Studie 2

Batterien: Billiger - besser. Die Forscher sind am Ball
Batterien immer billiger

Weltweit wird derzeit mit Hochdruck an neuen Technologien für Batterien geforscht. Parallell dazu sinken die Preise für Batterien ständig und der Anteil der Batterien an Speichersystemen hat sich laut Forum Energiespeicher Schweiz in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Heute, so Frank Krysiak, Professor an der Universität Basel, seine Batteriespeicher in Haushalten und Quartieren noch nicht rentabel. Das werde sich aber in den nächsten fünf Jahren ändern.

Auch bei den Grossbatterien sinken die Preise weiter. Bis 2020 dürften die Systemkosten für grosse Stromspeicher um 41 Prozent sinken. Das zeigt eine Studie der Marktforscher von GTM Research in Boston (USA).

Die Forscher beschäftigen sich mit einer Vielzahl von neuen Ideen für bessere, umweltfreundlichere und billigere Batterien. Hier ein paar Beispiele: An der Empa wird an Konzepten für die nächste Akku-Generation getüftelt. Für mobile Anwendungen setzen die Forscher auf eine Festkörperbatterie, die keine flüssigen Elektrolyten enthält und deshalb weder brennen noch explodieren kann. Auch das Paul Scherrer Institut werkelt am Akku der Zukunft. Und das renommierte Frauenhofer-Institut für Werkstoff- und Stahltechnik in Dresden setzt bei seinen Entwicklungen auf Lithium-Schwefel-Batterien. Mehr Informationen zur Batterie der Zukunft gibt es auch hier.

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