Ergebnis 2015/16 erneut von Wertberichtigungen geprägt
21.12.2016 - Axpo macht einen weiteren Schritt auf dem Weg, neue Geschäftsfelder zu erschliessen und vom Strompreis unabhängiger zu werden. Unter dem Arbeitstitel „Axpo Solutions" bündelt Axpo die Kompetenzen in den Wachstumsfeldern erneuerbare Energien und internationales Kundengeschäft zusammen mit den Netzen und der Asset-Vermarktung in einer neuen Einheit. Das Kapital für die Wachstums-Strategie soll nicht nur von Axpo, sondern ab 2019 auch von neuen Investoren kommen. Diese sollen mit einem noch zu bestimmenden Minderheitsanteil an der neuen Firma „Axpo Solutions" beteiligt werden. Axpo will so zusammen mit neuen Kapitalgebern die Chancen bei den erneuerbaren Energien und im internationalen Kundengeschäft konsequent nutzen können.
Damit reagiert Axpo auf die durch tiefe europäische Grosshandelspreise in den vergangenen Jahren zunehmend schwieriger gewordene Marktsituation. Neben Kostensenkungen und der Optimierung des Kerngeschäfts, das stark den Strompreisrisiken ausgesetzt ist, baute Axpo in den vergangenen Jahren neue, rentable Geschäftsfelder auf, die nicht direkt vom Grosshandelspreis für Strom abhängig sind. Im Vordergrund stehen dabei das Geschäft mit geförderten erneuerbaren Energien und das internationale Geschäft mit massgeschneiderten Kundenlösungen. Aufgrund der zurückgehenden Cashflows in der konventionellen Stromproduktion kann Axpo aber nicht im gewünschten Ausmass in die neuen Geschäftsfelder investieren. Die Wertschöpfung aus diesen Bereichen soll deshalb jetzt konsequent ausgebaut werden – mit „Axpo Solutions“, einem Konzern-Teil, an dem sich auch Investoren beteiligen können. Neben neuen Investoren haben dabei auch die Aktionäre der Axpo Holding AG die Möglichkeit, sich zusätzlich direkt bei „Axpo Solutions“ zu beteiligen.
Axpo ist schon heute die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbarer Energie. Im Inland mit ihrem grossen Produktionspark an Wasserkraft und den seit zehn Jahren ausgebauten Aktivitäten im Bereich Biomasse, im Ausland vor allem mit dem Windgeschäft. Neben der 25%-Beteiligung am Nordsee-Windpark Global Tech 1 stehen vor allem Onshore-Parks im Vordergrund. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde mit dem Verkauf von Anlagen des 2015 erworbenen Windparkentwicklers Volkswind eine Bruttomarge von rund 50 Mio. CHF erzielt. In Bau, Entwicklung, Betrieb und Verkauf von Windparks sieht Axpo deutliches Wachstumspotenzial, braucht dazu aber auch Investitionskapital.
Statt ihre bestehenden Kraftwerke an Dritte zu verkaufen, will Axpo Investoren am Geschäftserfolg mit den erneuerbaren Energien und den Kundenlösungen teilhaben lassen. „Axpo Solutions“ als eine eigene Einheit innerhalb des Konzerns wird all ihre Managementkapazitäten auf diese Geschäftszweige konzentrieren können.
„Die erfolgreich eingeleitete Diversifikation im Portfolio der Axpo macht diesen Schritt notwendig“, sagt CEO Andrew Walo. „Im klassischen Produktionspark in der Schweiz setzen wir auf Sicherheit und Stabilität in der Versorgung und einen sicheren und kostenoptimierten Betrieb. Bei den erneuerbaren Energien und im Kundengeschäft zählen dezentrale Präsenz, Geschwindigkeit und Agilität und da wollen wir wachsen. Das braucht unterschiedliche Prozesse und einen eigenen Management-Fokus, was wir mit der Eigenständigkeit der neuen Firma erreichen.“
Für den Aufbau von „Axpo Solutions“ rechnet Axpo mit einem Zeitbedarf von gut zwei Jahren und sieht den Gang an den Kapitalmarkt für das Jahr 2019 vor. „Axpo Solutions“ soll den Investoren einerseits stabile Renditen aus dem regulierten Netzbereich und den geförderten erneuerbaren Energien bieten, gleichzeitig aber auch Wachstumsmög-lichkeiten eröffnen wie im Windkraftportfolio oder bei den innovativen Kundenlösungen. Mit der Asset-Vermarktung wird die starke Asset-Basis der Wasserkraftwerke abgesichert. Die konsequente Ausrichtung auf Wachstum und Ertrag verspricht eine attraktive Rendite. Angestrebt wird mit „Axpo Solutions“ ein solides Investment Grade Rating.
Neben „Axpo Solutions“, zu der als Tochtergesellschaft auch die Axpo Trading AG gehören wird, werden die Axpo Power AG (Produktion und Versorgung Schweiz), die Centralschweizerische Kraftwerke AG und die Informatiktochter Avectris AG weiterhin die Axpo Gruppe bilden.
Bereits in den vergangenen beiden Geschäftsjahren hatte Axpo trotz guter operativer Leistung Buchverluste durch Wertberichtigungen auf ihrem Kraftwerkpark und den Energiebezugsverträgen hinnehmen müssen. Dies ist auch im Geschäftsjahr 2015/16 nicht anders; wie bereits im September angekündigt. Die anhaltend tiefen Preise für Kohle und CO2-Zertifikate sowie die zunehmende Einspeisung von subventionierter Energie vor allem in Deutschland liessen die europäischen Grosshandelspreise für Strom im abgelaufenen Geschäftsjahr um nochmals rund 30% fallen. Neben den Kraftwerken und Energiebezugsverträgen ist diesmal auch das eben erst eingeweihte Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern massiv von den Wertberichtigungen betroffen.
Die Wertberichtigungen von netto 1,6 Mia. CHF führten im Unternehmensergebnis 2015/16 per 30.09.2016 zu einem Verlust von 1.25 Mia. CHF (Vorjahr 990 Mio. CHF), obwohl ein angesichts der schwierigen Marktbedingungen ansprechendes operatives Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Sondereinflüssen von 637 Mio. CHF (normalisierter EBITDA, Vorjahr 834 Mio. CHF) erreicht wurde. Aufgrund des Unternehmensver-lusts wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung vorschlagen, erneut auf eine Dividendenausschüttung zu verzichten.
Die im Geschäftsjahr 2015/16 erzielte Gesamtleistung lag bei 5.4 Mia. CHF (Vorjahr 5.9 Mia. CHF). Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die auf tieferem Niveau abgesicherten Strompreise zurückzuführen. Der Stromabsatz nahm gegenüber Vorjahr zwar um 4,7% auf 84.9 TWh zu. Die höheren Volumina konnten aber wegen der tieferen Strompreise einen Rückgang der Erträge nicht verhindern.
Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr von 461 Mio. CHF auf 361 Mio. CHF. Die Nettoinvestitionen in das Anlagevermögen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 191 Mio. CHF auf 890 Mio. CHF. Zu den wesentlichen Investitionsprojekten gehörte neben den Einzahlungen in die eidgenössischen Fonds das Pumpspeicherkraftwerk Linth-Limmern, dessen Staumauer im September 2016 eingeweiht werden konnte. Weitere Mittel flossen in den Erwerb von Volkswind, die Fertigstellung der Sicherheitsnachrüstungen im KKW Beznau sowie den Unterhalt und Ausbau der Netzinfrastruktur. Da der Geldabfluss aus Investitionstätigkeit höher ausfiel als der operative Cash Flow, resultierte ein Free Cash Flow von -529 Mio. CHF (Vorjahr -238 Mio. CHF).
Die Anzahl der Mitarbeitenden nahm im Geschäftsjahr 2015/16 leicht zu und betrug per Ende September 4294 Vollzeitstellen (Vorjahr: 4284 Vollzeitstellen). Dem Personalrückgang aufgrund von Effizienzsteigerungsmassnahmen stehen ein Aufbau von Mitarbeitenden in den Wachstumsfeldern Installationsgeschäft in der Zentralschweiz und Customer Solutions- und Retail-Aktivitäten im Ausland sowie die Akquisition von Volkswind gegenüber.
Axpo verfügt nach wie vor über eine solide Bilanz, dies zeigt sich u.a. an der starken Liquiditätsposition in Form von Cash und Wertschriften im Umfang von über 4,1 Mia. CHF, am Eigenkapital inkl. Minderheitsanteile in Höhe von 4,6 Mrd. CHF und der Eigen-kapitalquote von 24.9%. In Summe weist Axpo per 30.09.2016 ein Nettofinanzguthaben in Höhe von 93 Mio. CHF auf.
Angesichts des herausfordernden Marktumfelds muss sich Axpo allerdings auch in den kommenden Jahren darauf ausrichten, die Kosten zu senken, das Kerngeschäft zu optimieren und über Weiterentwicklung und Innovation neue, rentable Ertragsquellen zuerschliessen. Die nachhaltige Sicherung der Profitabilität, Liquidität und der Kapitalmarktfähigkeit bleibt das oberste strategische Ziel von Axpo.
Informationen zu den Axpo Geschäftszahlen 2015/16 sind zu finden unter:
Corporate Communications