03.04.2020 | Partnerschaft zur Erforschung von Anwendungsmöglichkeiten im Energiehandel
Die italienische Tochtergesellschaft von Axpo spannt in der Forschung mit der Universität Genua zusammen, um die Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz im Energiehandel noch genauer als bisher zu untersuchen. Algorithmen, die riesige Datenmengen analysieren, sollen den italienischen Energiehändlern von Axpo dereinst helfen, den Strom- und Gasbedarf auf dem Markt besser vorherzusagen. Axpo Italia unterstützt dabei die akademische Pionierarbeit und finanziert für das innovative Projekt ein Doktorat und ein Forschungsstipendium.
Die Universität Genua hat sich mit ihrer Abteilung für Informatik, dem Dipartimento di Informatica e Tecnologia, Bioingegneria, Robotica e Ingegneria dei Sistemi, kurz DIBRIS, in den vergangenen Jahren einen Namen bei der Erforschung der Trend-Themen Künstliche Intelligenz und Machine Learning gemacht. Das hervorragende Know-how des DIBRIS kommt nun auch Axpo Italia zugute, die in Italien zu den führenden Energiehändlern zählt.
Gemeinsam hat man sich darauf verständigt, an der Uni Genua ein topmodernes Labor einzurichten, um neue Modelle, Algorithmen und digitale Tools zu entwickeln, die bei der Lösung von Fragestellungen im Bereich des Energiehandels eingesetzt werden sollen. Im Mittelpunkt steht dabei die Forschung im Bereich der Vorhersagen in dynamischen Systemen, was die Verarbeitung grosser Datenmengen beinhaltet. Um die Algorithmen zu entwerfen, ist ausserdem eine ausgefeilte mathematische Modellierungs- und Untersuchungsarbeit erforderlich. Zu den Hauptanwendungsbereichen sollen letztlich Modelle gehören, welche die Händler bei Entscheidungen in den Bereichen Trading und Portfolio Management unterstützen.
Simone Corbo, Head of Energy Management & Trading bei Axpo Italia, erläutert: «Das Ziel ist es, unseren Wettbewerbsvorteil auf dem italienischen Markt zu erhalten und auszubauen, indem wir die fortschrittlichsten Datenanalyse-Methoden aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens zur Unterstützung unserer tagtäglichen Entscheidungen einsetzen.»
Gemeinsam mit dem DIBRIS-Team um Professor Lorenzo Rosasco wird Axpo Italia riesige Datenmengen analysieren. Es geht darum, aus bereits gemachten Erfahrungen zu lernen und den zukünftigen Strom- und Gasverbrauch bestmöglich vorherzusagen. So werden die Händler von Axpo Italia in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt, wann und wie viel Energie sie kaufen, um sie an ihre Kunden weiterzugeben. Dafür kommt eine hochkomplexe Software zum Einsatz, die auf logischen und mathematischen Operationen beruht: «In diesem Bereich wollen wir in ganz Italien an der Spitze stehen», so Simone Corbo.
Wie wichtig der Bereich der Datenanalyse für den Energiehandel mittlerweile geworden ist, zeigt sich auch daran, dass in der Branche immer mehr Wert auf technisches Know-how gelegt wird. Simone Corbo hat den Wandel diesbezüglich selbst miterlebt: «Als ich meine berufliche Karriere im Energiehandel gestartet habe, war noch in erster Linie Know-how aus dem Finanzbereich gefragt. Heute suchen wir händeringend nach Informatikern und Mathematikern.»
Eine Entwicklung, die Lorenzo Rosasco bestätigen kann: Die künstliche Intelligenz breite sich in immer mehr Wirtschaftszweigen aus, der Energiehandel nehme dabei eine Vorreiterrolle ein. «Umso mehr freue ich mich über die Zusammenarbeit mit Axpo Italia: Der Austausch zwischen den führenden Unternehmen und uns Wissenschaftlern ist essenziell.»
Im Rahmen der Kooperation mit dem DIBRIS finanziert Axpo Italia ein dreijähriges Doktorat sowie ein Forschungsstipendium und erwirbt gleichzeitig das geistige Eigentum an den durchgeführten Projekten. Das Team von Lorenzo Rosasco, der nicht nur an der Uni Genua lehrt, sondern auch am MIT in Boston forscht, wird sich als akademischer Partner im Rahmen der Kooperation um die Bearbeitung und Modellierung der technischen Fragestellungen kümmern. Die grundlegenden Erkenntnisse, Analysen und Modelle verbleiben hingegen intern bei Axpo Italia.
Dass dies alles Hand in Hand abläuft, so Lorenzo Rosasco, sei ihm besonders wichtig: «Wir haben hier an der Universität Genua in den vergangenen Jahren sehr viel Know-how im Bereich der künstlichen Intelligenz aufgebaut, das wir nun mit der Geschäftswelt teilen möchten. Gleichzeitig können wir jungen Forschern eine konkrete Chance bieten. Letztlich profitieren wir alle davon.»