13.02.2017 | Strompreiszerfall: Schuld sind die tiefen Rohstoffpreise

Weniger Kohle wegen Kohle

Es ist nicht in erster Linie der riesige Zuwachs an erneuerbaren Energien, der die europäischen Strompreise in den letzten Jahren in den Keller schickte. Daran sind vielmehr die tiefen Rohstoffpreise Schuld, wie eine Analyse von Axpo zeigt.

Diese klare Aussage machte KL-Mitglied und T&S-Chef Domenico De Luca am Rande der E-world in Essen gegenüber dem deutschen Energiefachmagazin „Energie&Managment".

Man habe bei der Axpo die Strompreise der vergangenen Jahre einer tief gehenden Analyse unterzogen, sagte Domenico De Luca. 80 Prozent des Zerfalls der Grosshandelspreise im Strommarkt hingen vom Öl- und Kohlepreis ab. Die erneuerbaren Energien hingegen hätten sich in der Analyse kaum ausgewirkt. Bei Axpo sei man selbst von diesem Ergebnis überrascht gewesen: „Es hängt doch viel am Commodity-Preis."

De Luca geht davon aus, dass die globalen Rohstoffpreise – in erster Line Kohle, aber auch Öl – noch länger einen erheblichen Einfluss auf den Grosshandelspreis für Strom haben werde. „Das ist unsere Einschätzung". Vor allem die Nachfrage nach Kraftwerkskohle in China werde ein entscheidender Faktor. Aber auch die Nachfrageentwicklung in Indien verfolge Axpo mit grossem Interesse. Gleichwohl nehme das Gewicht der erneuerbaren Energien bei der Bildung des Strompreises zu, sagt er. Doch die Auswirkungen seien nicht so stark wie gerne behauptet.

Vom Kohlepreis hängt auch der Strompreis stark ab
Kein einfaches Business

Auch für Axpo sei der Handel in den vergangenen Jahren kein einfaches Geschäft gewesen, so De Luca. Die Preise seien stark rückläufig gewesen, viele Unternehmen hätten die Handelsaktivitäten zurückgefahren. In der zunehmenden Volatilität der Stromerzeugung sieht er hingegen neue Chancen. Denn um die daraus resultierenden Preisschwankungen gewinnbringend auszugleichen, brauche es professionelles Know-how, dieses Wissen biete Axpo Trading mit ihren rund 750 Mitarbeitern. „Das Trading wird an Gewicht gewinnen." Viele andere Gewinnbringer wie das Kraftwerksgeschäft seien erheblich zurückgegangen. Im Handel hingegen sei mit der entsprechenden Ausrichtung durchaus eine schöne Marge zu machen.

Axpo Deutschland gut unterwegs

In Deutschland konzentriert sich Axpo weiterhin auf den Vertrieb von Strom und Gas, sagt Carsten Münch, Geschäftsführer der Axpo Deutschland GmbH. Vor allem in Gasbereich sieht er noch Möglichkeiten. Um die 5 Mrd. kWh Gas vertreibt das Unternehmen im Jahr, perspektivisch soll sich diese Zahl verdoppeln. Erreicht werden soll dies in erster Linie über Portfolioeffekte und einen guten Service. „Denn jeder Kunde ist anders." Mit einem guten Preis, entsprechenden Verträgen aber auch Aspekten wie Zahlungsziel oder Rechnungsstellung wolle die Deutschland-Filiale mit ihren knapp 30 Mitarbeitern punkten.

Im Strom setzt das Unternehmen zurzeit über 10 Mrd. kWh pro Jahr in Deutschland ab. Damit sei man ganz zufrieden, so Münch, werde aber weiterhin alle Möglichkeiten am Markt nutzen.

Im Gespräch mit Energie&Managment-Chefredakteur Stefan Sagmeister: Domenico de Luca und Carsten Münch

Lesen Sie auch

Alle anzeigen

Erneuerbare Energien

Hält das Green Deal Team die EU auf Kurs zur Klimaneutralität im Jahr 2050?

EU-Energie- und Klimapolitik: 2024–2029

Mehr erfahren

Energiemarkt

Keine Experimente mit dem WACC

Notwendigen Netzausbau nicht gefährden

Mehr erfahren

Menschen

Energie-Experten blicken auf das nächste Jahrzehnt

Axpo Niederlande: die ersten 10 Jahre

Mehr erfahren

Menschen

Turbo für das Wachstum der Axpo

Investitionen in eine erneuerbare Zukunft – das A und O

Mehr erfahren