29.04.2021 | Die Stromleitung im Naturpark Schaffhausen kommt in den Boden

Bauen mit Rücksicht auf die Natur

Monika Müller

Autorin

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Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit erhöht Axpo die Spannung von 50 auf 110 kV auf ihren Leitungen – auch in der Region Schaffhausen. Im Rahmen des Projekts wird die bestehende Freileitung durch den Naturpark Schaffhausen abgerissen und in den Boden verlegt. 70 Strommasten werden entfernt und das Landschaftsbild aufgewertet. Bei den Verkabelungsarbeiten kommt ein spezielles Pflugverfahren zum Einsatz. Die neue Kabelleitung geht im Frühjahr 2022 in Betrieb. Marc Suter, Leiter Leitungsbau bei Axpo, im Interview.

Warum wird mittels Pflügen gearbeitet?

Im Vergleich zum Bau eines betonierten Kabelrohrblocks im offenen Graben ist diese Methode nicht nur günstiger, sondern vor allem auch schonender für den Boden, insbesondere da kein Erdmaterial umgeschichtet werden muss. Die Kabelschutzrohre werden mit dem besonderen Pflugverfahren direkt in den Boden verlegt.

Wie muss man sich das vorstellen?

Während der Fahrt zieht die Maschine eine Art Messer rund 90 cm tief in den Boden. Die daran angehängten Kabelschutzrohre werden direkt eingezogen. Das Erdmaterial wird dabei nur verdrängt und muss nicht herausgenommen und umgeschichtet werden. Dies bedeutet weniger Belastung für den Boden.

Wie lang ist die Strecke, die so verkabelt wird?

Insgesamt werden auf einer Länge von 13 km Kabel in den Boden verlegt, davon 10 km mittels Pflugverfahren. Mit dieser Methode arbeiten wir schnell.

Warum wird nicht überall gepflügt?

Das geht leider nicht. Der Boden muss eine bestimmte Voraussetzung erfüllen. Bei Fels oder wenn bereits viele Leitungen im Boden sind, ist das Verfahren nicht möglich. Im ländlichen Gebiet wie hier bei der Leitung Neuhausen-Wilchingen sind die geologischen Verhältnisse ideal. Bei Verlegungen in Strassen, in Wohngebieten oder bei kürzeren Strecken kommen Kabelrohrblöcke im offenen Graben zum Einsatz.

Der Naturpark gilt als schützenswerte Landschaft von nationaler Bedeutung -  auf was muss weiter speziell geachtet werden?

Auf Vegetation und Tiere achtet Axpo grundsätzlich bei jedem Projekt. Eingriffe in die Natur sind möglichst zu vermeiden. Hier können wir den bestehenden Waldweg nutzen und entlang diesem rund 80% der Strecke verkabeln. Auf Rodungen können wir gänzlich verzichten. Mit Rücksicht auf die Brut- und Setzzeit der Wildtiere arbeiten wird zudem nur tagsüber.

Kabelleitung oder Freileitung – was ist eigentlich besser?

Weder noch. Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile. Zum Beispiel sind Freileitungen wetteranfälliger (z.B. Sturmschäden im Waldbereich) - Kabelleitungen aufwändiger zu reparieren. Es gibt keine Einheitslösung. Vielmehr muss jedes Leitungsprojekt individuell unter Berücksichtigung der Faktoren Umwelt, Gesellschaft, Technik, Gesetzgebung und Wirtschaftlichkeit betrachtet und die bestmögliche Lösung im engen Austausch mit allen Interessensgruppen massgeschneidert werden.

Welche konkreten Fragen spielen dabei eine Rolle?

Zum Beispiel spielt die Raumentwicklung eine Rolle: Ist ein Gebiet ein Wachstumsgebiet, d.h. wie stark wird der Strombedarf wachsen? Bestehen Synergien mit anderen Bauprojekten, die genutzt werden können wie hier mit der EKS, die ihre 16-kV-Leitung in danebenliegenden Schutzrohren verkabelt? Führt die Strecke durch eine Bau- oder Schutzzone? Was ist technisch möglich? Werden alle gesetzlichen Auflagen eingehalten und letztlich sind die Kosten der Lösungsvariante vertretbar? 

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