17.04.2018 | Einblicke ins Speicherkraftwerk Zervreila

Unterwegs in einer Staumauer

Für Staumauern in der Schweiz gelten strengste Sicherheitsauflagen. Dazu gehören regelmässige visuelle Kontrollen und Messungen. Ein Video aus dem Speicherkraftwerk Zervreila gibt Einblick in diese Arbeit, für die zwei Männer einen ganz Tag lang in der Staumauer unterwegs sind. Mitkommen!

Einmal einen Blick ins Innere einer Staumauer werfen. Hier, beim Kraftwerk Zervreila (KWZ) hinten im Valsertal, an dem Axpo mit 21,6 % beteiligt ist, kann man das tun. Und dabei gleich auch noch verstehen, wie die Sicherheit der über 200 grossen Stauanlagen in der Schweiz überwacht wird.

Konkret heisst das beim KWZ: Alle zwei Wochen wird die Staumauer von zwei Mitarbeitenden kontrolliert. Die beiden sind dazu eine ganzen Tag lang im Innern des Kraftwerks und der Staumauer unterwegs und kontrollieren beispielsweise das Sickerwasser oder messen mit einem Pendel die Bewegung der Mauer. Im folgenden Video (Quelle: Arge Alp/Kanton Graubünden) kann man auch erfahren, wie viele Zentimeter gross die Bewegung der Mauer zwischen vollem und leerem See sein kann:

Das KWZ nutzt die Wasserkräfte eines 200 km2 grossen Einzugsgebietes im oberen Valsertal und im Safiental. Kern der Anlagen ist der Speichersee Zervreila, mit einer 151 m hohen Bogenstaumauer von 504 m Kronenlänge und 100 Mio. m3 Fassungsvermögen. Die Staumauer Zervreila wurde im Jahre 1958 in Betrieb genommen. Das KWZ verfügt über eine maximale Leistung von 258 MW und hat in den letzten 25 Jahren im Mittel 560 GWh Strom produziert, was zur Versorgung von rund 100‘000 Haushalten während eines Jahres reichen würde.

Nach fast 60 Betriebsjahren müssen jetzt bis 2019 verschiedene Anlagenteile saniert und erneuert werden. Dabei geht es um Arbeiten an den Nebenanlagen der Staumauer, nämlich um eine umfassende Sanierung des Grundablass und des Dotierauslass, zwei sicherheitsrelevanten Einrichtungen der Staumauer. Hier gehts zu einem virtuellen Rundgang im KWZ.

Sicherheit von Talsperren

Für alle Schweizer Stauanlangen (sog. Talsperren) sind regelmässige Sicherheitsnachweise zu erbringen. Neben bautechnischen Verhaltensanomalien sind mögliche Gefahren Erdbeben, Hochwasser sowie Felsstürze oder Lawinen. Dabei gilt laut Angaben des Schweizer Wasserwirtschaftsverbandes:

  • Hochwasser: Die Hochwasserentlastung muss imstande sein, eine aussergewöhnliches Ereignis, wie es nur alle 1000 Jahre oder noch seltener zu erwarten ist, ohne Gefährdung der Talsperre abzuleiten

  • Erdbeben: Es ist regelmässig nachzuweisen, dass für ein Erdbeben, wie es gemäss aktuellen seismischen Grundlagen am Standort alle 10‘000 Jahre (kleine Anlagen: 5000 Jahre) vorkommen kann, kein Versagen der Anlage zu plötzlichem und unkontrollierten Austritt von Wasser führt.

Die Stauanlagen werden laufend mit Hilfe von konventionellen oder automatischen Messungen überwacht. Damit soll ein abnormes Verhalten der Talsperre, der Fundation oder der Umgebung frühzeitig erkannt werden. Die Überwachung erfolgt in vier Stufen.

  • Betreiber: Regelmässige visuelle Kontrollen, Messungen und Betriebskontrollen/Tests.

  • Externe Ingenieure: Jährliche visuelle Kontrollen, Beurteilung der Messergebnisse und Jahresbericht.

  • Ausgewiesene Experten: Alle fünf Jahre umfassende Sicherheitsinspektion von Zustand und Verhalten der Sperre und ihrer Umgebung, inklusive Verfassen Sicherheitsbericht.

  • Aufsichtsbehörde (Bund bei grossen Anlagen/Kantone bei kleineren): Kontrolle der Überwachung, Beurteilung der Expertenberichte und im Bedarfsfall Anordnen von Massnahmen.

Mit dieser systematischen Überprüfung können allfällige Schwächen oder abnormes Verhalten einer Anlage entdeckt werden, lange bevor die Sicherheit gefährdet ist.

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