08.03.2021 | Die Leiterin von Axpo Singapore spricht über die ersten 100 Tage in ihrer neuen Rolle

«Wir sind voll auf Kurs»

Im Dezember 2020 startete Sophie Ducoloner als Managing Director der neu gegründeten Axpo Niederlassung in Asien. In dieser Funktion ist sie für den Ausbau der asiatischen Geschäftsaktivitäten von Axpo im boomenden Handel mit verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) verantwortlich. Im Interview spricht Sophie Ducoloner darüber, wie sie das Onboarding in Corona-Zeiten erlebt hat, womit sie sich in den vergangenen drei Monaten beschäftigt hat, welche Wachstumsziele Axpo in Asien verfolgt, warum Diversität für sie selbstverständlich ist und wie sie sich neben der Arbeit entspannt.

Sophie, Sie sind jetzt seit rund 100 Tagen bei Axpo. Wie haben Sie die vergangenen drei Monate erlebt?
Ich habe nicht nur das Gefühl, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist, sondern auch, dass ich schon lange Teil des Unternehmens bin. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen und ein Beleg dafür, dass ich schon sehr gut in das globale LNG-Team von Axpo integriert bin.

Das klingt so, als wäre der Onboarding-Prozess trotz Corona keine besondere Herausforderung gewesen.
Ich habe das Onboarding tatsächlich nicht als Herausforderung empfunden. Klar war es anders als üblich, aber es hat alles reibungslos geklappt. Das lag sicher auch daran, dass unser Projektteam am Hauptsitz von Axpo in Baden alles sehr gut organisiert hatte. Ich bin grundsätzlich kein Fan davon ausschliesslich über digitale Plattformen und Netzwerke zu leben und zu arbeiten, aber ich habe mich bei Axpo sofort willkommen gefühlt und bin bereits gut vernetzt mit den Kolleginnen und Kollegen. Das Onboarding hat mir einen 360-Grad-Blick auf das ganze Unternehmen ermöglicht, ich konnte die Funktionen und Prozesse kennenlernen und erste Kontakte zu vielen Teams aufbauen. Dieses interne Netzwerk und die Unterstützung innerhalb von Axpo sind essenziell für unseren Erfolg in Asien. Ich bin sicher, dass ich noch viel zu entdecken habe, und freue mich sehr darauf.

Was waren die ersten Schritte beim Aufbau der neuen Axpo Tochtergesellschaft in Singapur und wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Ich hatte mir für meine ersten 100 Tage klare Ziele gesetzt: Es galt ein voll funktionsfähiges Büro beziehen zu können, eine Geschäftsstrategie und ein Trading-Mandat zu entwickeln, die mit unseren globalen Zielen übereinstimmen, die Marke Axpo in Asien bekannter zu machen, den ersten Deal in die Tat umzusetzen und das interne Netzwerk innerhalb des Konzerns aufzubauen. Wenn ich das alles Revue passieren lasse, kann ich sagen: Wir sind voll auf Kurs. Natürlich gibt es noch viel zu tun, um unser Geschäft in Asien zu entwickeln, aber wir haben jetzt ein tolles Team, funktionierende IT-Systeme und eine professionelle Infrastruktur für den Energiehandel, ein schönes Büro und ein wachsendes Portfolio an Geschäftsmöglichkeiten. Mit dem ersten Geschäftsabschluss konnten wir auch gleich den ganzen Set-up testen. Jetzt kann ich sagen: Es steht alles und Axpo Singapore ist bereit ihre Präsenz in Asien auszubauen.

«Wir haben die Möglichkeit ein globaler Akteur zu werden»

Axpo ist seit mehr als zehn Jahren im LNG-Geschäft tätig. Warum hat man ausgerechnet jetzt entschieden in Asien eine lokale Präsenz aufzubauen?
Axpo hat sich bisher vor allem auf LNG-Geschäfte im Atlantik konzentriert. Die Handelsaktivitäten in Asien, die es gab, waren eher opportunistisch getrieben. Axpo Singapore soll die Präsenz von Axpo in der Region stärken, unser LNG-Portfolio vergrössern und ein skalierbares Geschäft aufbauen. Mehr als 70 Prozent der weltweiten LNG-Nachfrage fallen auf Asien. Mit unserer Niederlassung in Singapur, unserem Team aus lokalen Experten und der Unterstützung des Managements haben wir jetzt die Möglichkeit, ein globaler Akteur im LNG-Geschäft zu werden. Dabei nutzen wir unsere starke Position in Europa, um nach Fernost zu expandieren und hier Arbitrage-Geschäfte und regionale Deals abzuschliessen.

Wie gross ist Ihr Team und wie sehen die personellen Wachstumsperspektiven mittel- und langfristig aus?
Wir sind bei Axpo Singapore aktuell ein vierköpfiges Team mit unterschiedlicher kultureller Herkunft und unterschiedlichen beruflichen Werdegängen. Was wir gemeinsam haben, ist, dass wir alle sehr auf den LNG- und Rohstoffhandel in Asien fokussiert sind. Singapur ist ein multikultureller Stadtstaat, der sich auf Finanzdienstleistungen und den Handel mit Rohstoffen spezialisiert hat. Somit ist unser Team sehr repräsentativ für die DNA von Singapur. Mittel- und langfristig planen wir das Team zu vergrössern. Der Set-up von Axpo Singapore wird so ausgerichtet, dass wir entsprechend unserem Bedarf im Bereich LNG weiter expandieren und darüber hinaus zusätzliche Produkte und Märkte ins Visier nehmen können. Auch der Ausbau von internen Schlüsselfunktionen für den Konzern kann ein Thema sein. Das alles geschieht in enger Abstimmung mit unserem Hauptsitz in der Schweiz, um weiteres Wachstum zu ermöglichen.

«Mit meinem Job bin ich quasi Teil der täglichen Nachrichten»

Welche zusätzlichen Geschäftsaktivitäten könnten in Asien von Interesse sein für Axpo?
Asien verzeichnet einen stark wachsenden Energiebedarf. Die Entwicklung von liquiden Strom- und Gasmärkten in der Region ist für uns interessant, da wir langjährige Erfahrung im Energiehandel und Risikomanagement mitbringen, die wir für weiteres Wachstum nutzen können. Auch der neue Trading Desk für Liquefied Petroleum Gas (LPG) bei Axpo wird Teil unserer Expansionsstrategie sein. Ähnlich wie bei LNG ist Asien auch für den globalen LPG-Handel eine sehr wichtige Region und da sehen wir gute Chancen für uns.

Sie sind seit rund 20 Jahren auf den globalen Energiemärkten tätig. Was macht Ihrer Meinung nach den Energiehandel so spannend?
Ich finde Energie und Rohstoffe als Ganzes sehr interessant. Schon während meines Studiums der Politikwissenschaften habe ich mich für internationale Politik, Handel und Umweltfragen interessiert. Mit meinem Job bin ich quasi Teil der täglichen Nachrichten – ich kann sehen, wie sich die Welt entwickelt, und hoffentlich einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Welche Ziele verfolgen Sie als Führungskraft?
Ich finde es wichtig die richtigen Talente auszuwählen, klare Ziele festzulegen und die Stärken jedes Einzelnen zu nutzen um ein erfolgsorientiertes Team mit einer Gewinnermentalität zu schaffen. Dabei sollen die Leute selbst Verantwortung übernehmen. Meine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass jeder weiss, was er zu tun hat. Ausserdem gebe ich allen Mitarbeitenden genügend Freiraum, damit sie kreativ sein und ihre eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln können. Mir ist es ausserdem wichtig, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und den Teamgeist zu fördern. Wir verbringen 50 Prozent unseres Lebens bei der Arbeit und ich möchte, dass die Leute gerne bei Axpo Singapore arbeiten und motiviert sind ihr Bestes zu geben.

«Diversität ist für mich die Norm»

Sie sind Europäerin und leiten ein Team in Asien. Inwieweit empfinden Sie Diversität bei Ihrer Arbeit als förderlich?
Vielfalt ist ein Schlüsselfaktor für den Geschäftserfolg, das haben diverse Experten schon unter Beweis gestellt. Unser Team bei Axpo Singapore besteht aus zwei Frauen und zwei Männern, wir sind alle unterschiedlicher Herkunft, sprechen verschiedene Sprachen und haben sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Doch uns eint die Leidenschaft, dass wir Axpo in Asien voranbringen wollen. Ich selbst bin Französin, habe aber nie nur in einem einzigen Markt oder ausschliesslich innerhalb von Europa gearbeitet. Ich bin immer gereist, war in vielen Ländern tätig und habe fast 15 Jahre in Übersee gelebt. Für mich ist Diversität die Norm.

Je nach Land sieht die Work-Life-Balance in Asien ganz anders als in Europa. Wie wirkt sich das auf Ihren Arbeits- und Führungsstil aus?
Aufgrund der Zeitverschiebung zu wichtigen Märkten wie Europa und den USA arbeiten viele Menschen in Asien oft bis spät in die Nacht. Manche tun das gerne, andere nicht, aber wir müssen uns eben anpassen. Deshalb sind wir hier auch relativ flexibel, gehen oft nicht allzu früh ins Büro oder erledigen einige Anrufe vorher schon von zuhause aus. Corona hat das Bedürfnis nach Flexibilität noch verstärkt und manchen konservativ eingestellten asiatischen Unternehmen gewissermassen geholfen, die Work-Life-Balance zu verbessern. Ich selbst habe nichts gegen Flexibilität beim Arbeiten, solange der Job erledigt wird, das Team zusammenhält und gut miteinander kommuniziert.

Wie entspannen Sie sich von Ihrem anspruchsvollen Arbeitsalltag?
Ich bin ein sehr sportlicher, naturverbundener und sozialer Mensch. Darum verbringe ich viel Zeit auf meinem Fahrrad, im Fitnessstudio, bei langen Spaziergängen mit meinem Hund oder mit Freunden. Ich verfolge auch gerne die Nachrichten aus aller Welt – das ist wie so eine kleine Sucht, muss ich sagen. Und ich lerne gerne Fremdsprachen als Ausgleich zu meinem Job: Zurzeit bin ich gerade dabei Chinesisch zu lernen. Es mag etwas seltsam klingen, aber ich kann dabei gut entspannen.

Adrian Ang und Christina Tan, Kwun Kit Ma und Christina Tan, Kwun Kit Ma und Sophie Ducoloner, Sophie Ducoloner und Christina Tan (von links nach rechts, oben nach unten)

Über Sophie Ducoloner:

Sophie Ducoloner begann ihre Karriere im Jahr 2001 und hat unterschiedlichste Positionen in der Energie- und Umweltbranche bekleidet. Nach ihrer Tätigkeit bei Veolia Environment Paris als Business Development Manager für Strom/KWK im Baltikum und in Russland sowie als Managerin für Umweltprodukte zog sie 2008 nach London. Dort baute sie für Gazprom Marketing and Trading (GMT) die Abteilung für den Emissionshandel auf. 2010 folgte der Wechsel nach Singapur, wo sie bei GMT als Leiterin des Bereichs Clean Energy Asia und später als Leiterin des Bereichs LNG Origination Asia Pacific tätig war. Nachdem sie ab 2016 bei EDF Trading als General Manager des Bereichs LNG Origination beschäftigt war, wechselte sie 2019 zu JERA Global Markets. Sophie Ducoloner verfügt über einen Master-Abschluss der Hochschule Sciences Politiques Grenoble und über einen Master-Abschluss der Universität Paris in International Business.

Über Axpo Singapore:

Axpo Singapore wurde 2020 gegründet. Die jüngste Tochtergesellschaft von Axpo bietet ihren Kunden in Asien ein umfassendes Angebot an Energielösungen. Das Team von Axpo unterstützt Unternehmen bei der Energiebeschaffung, der Portfolio-Optimierung und mit massgeschneiderten Lösungen für das Energie-Risikomanagement in ganz Asien. Ein besonderer Fokus von Axpo Singapore liegt auf dem Handel mit verflüssigtem Erdgas (LNG). Der asiatische LNG-Markt wird im Zuge der Umstellung vieler Länder auf klimafreundlichere und erneuerbare Energiequellen weiterwachsen. Das Team vor Ort besteht aus vier Mitarbeitenden und wird von Sophie Ducoloner geleitet.

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