18.12.2015 - Die operative Leistung des Konzerns vor Sondereinflüssen war im Geschäftsjahr 2014/15 trotz des schwierigen Marktumfelds erfreulich, was unter anderem auch auf die im Jahr 2014 eingeleiteten strategischen Massnahmen zurückzuführen ist. Das Schweizer Produktionsgeschäft hingegen ist nach wie vor stark von den anhaltend tiefen Grosshandelspreisen für Strom betroffen. Zusätzlich macht Axpo auch der tiefe Euro-Kurs zu schaffen. Diese Entwicklung führte zu erneuten Wertberichtigungen auf dem Kraftwerkspark und bei den Energiebezugsverträgen und dadurch zu einem hohen Verlust im Unternehmensergebnis.
Deutlicher Beleg für die gute Leistung des Konzerns im Geschäftsjahr 2014/15 (01.10.2014 - 30.09.2015) ist das normalisierte Betriebsergebnis (EBIT): Mit 575 Mio. CHF blieb es trotz negativer Währungseffekte und nochmals tieferer Grosshandelspreise für Strom gegenüber Vorjahr (675 Mio. CHF) substantiell.
Obwohl sich Axpo angesichts des anhaltend schwierigen Marktumfelds operativ gut behaupten konnte, resultierte unter dem Strich ein Minus: Das ausgewiesene Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich im Geschäftsjahr 2014/15 auf -929 Mio. CHF; im Vorjahr waren es -838 Mio. CHF gewesen. Der Grund sind die erwähnten Sondereinflüsse durch die notwendig gewordenen Wertberichtigungen und Rückstellungen in Höhe von 1.3 Mia. CHF. Der grösste Teil der bereits am 14. September kommunizierten Wertberichtigungen ist unmittelbar auf den währungsbedingten Umsatzrückgang zurückzuführen.
Auf Stufe Unternehmensergebnis führten die Wertberichtigungen zu einem Verlust von 990 Mio. CHF. Dieser hatte im Vorjahr noch 730 Mio. CHF betragen. Darüber hinaus reduzierte sich der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit gegenüber dem Vorjahr von 765 Mio. CHF auf 461 Mio. CHF. Die Nettoinvestitionen beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 699 Mio. CHF, so dass ein negativer Free Cash Flow von 238 Mio. CHF resultierte. Das Nettofinanzguthaben des Konzerns reduzierte sich von 0.9 Mia. CHF im Vorjahr auf 0.5 Mia. CHF per Ende September 2015. Nach wie vor positiv zeigen sich die Liquidität aus flüssigen Mitteln und Festgeldern in Höhe von rund 3 Mia. CHF sowie die solide Eigenkapitalquote in Höhe von 32.1%.
Axpo geht davon aus, dass das tiefe Strompreisniveau auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Grund dafür sind die noch immer steigende Einspeisung von subventionierter Energie vor allem in Deutschland, die tiefen Preise für CO2-Zertifikate und Kohle sowie die verhaltenen konjunkturellen Aussichten in Europa. Selbst ein weiterer Preisrückgang ist nicht auszuschliessen. Oberstes strategi-sches Ziel von Axpo bleiben angesichts dieses herausfordernden Marktumfelds weiterhin die nachhaltige Sicherung der Liquidität und Kapitalmarktfähigkeit sowie die Steigerung der Rentabilität.
Dazu ist es nötig, die mit dem grossen Produktionsportfolio der Axpo verbundenen Risiken zu minimieren und zu diversifizieren. Einerseits gehört dazu die Verkleinerung des Kraftwerkparks, andererseits der Aufbau von Ertragsquellen, die nicht dem Strompreis-Risiko ausgesetzt sind.
Erfreulich ist die Tatsache, dass Axpo mit ihrer Strategie der Optimierung des Kerngeschäfts, der Kostensenkung, der Erschliessung neuer Ertragsquellen und der klaren Priorisierung bei den Investitionen im abgelaufenen Geschäftsjahr die angepeilten Meilensteine erreichen konnte. So hat etwa die erfolgreiche Umsetzung der Massnahmen für Kosteneinsparungen in entscheidendem Masse zum soliden operativen Ergebnis beigetragen. Im Geschäftsjahr 2014/15 konnten im Rahmen des Ergebnisverbesserungsprogramms Einsparungen in Höhe von 91 Mio. CHF realisiert werden. Damit ist Axpo auf Kurs: Das Programm sieht vor, dass durch flexiblere, effizientere Strukturen ab Geschäftsjahr 2016/17 konzernübergreifend jährlich wiederkehrend 200 Mio. CHF eingespart werden.
Um neue Ertragsmöglichkeiten zu erschliessen, hat Axpo mehrere Aktivitäten lanciert und umgesetzt. Dazu zählt etwa der Einstieg beim portugiesischen Energieversorger Goldenergy, an dem Axpo Iberia neu 25% hält. Mit der Beteiligung an dem Unternehmen, das über 250’000 Kunden mit Strom und Erdgas beliefert, verstärkt Axpo ihre Position in Portugal erheblich.
In Italien ist Axpo schon einen Schritt weiter: Hier erzielte das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 5.15 TWh einen signifikant höheren Energieabsatz. Grund dafür ist das stark wachsende Retail-Geschäft, das kontinuierlich ausgebaut wird: Mittlerweile weist Axpo Italia 177‘600 Einspeisepunkte für Strom und Gas aus.
Die Geschäftstätigkeiten mit neuen Energien wird Axpo weiter forcieren: Der Ausbau des europäischen Origination-Geschäfts, vor allem im Segment der kleinen und mittleren Kunden und im Windbereich, schreitet zügig voran. So wurde im Frühjahr eine neue Niederlassung in Amsterdam eröffnet, von der aus das Origination-Geschäft in den Niederlanden weiter angekurbelt werden soll. Mittlerweile ist Axpo in über 25 europäischen Ländern direkt vor Ort vertreten und in 35 Märkten aktiv. Über Tochtergesellschaften vermarktet das Unternehmen für seine Kunden Energie aus Anlagen von insgesamt rund 12‘000 MW installierter Leistung. Damit gehört Axpo zu den führenden Vermarktern von erneuerbaren Energien aus Kundenanlagen in Europa.
Auch das Geschäft mit international tätigen Industriekunden konnte erweitert werden. Mit mehreren Kunden – so etwa Deutschlands grösste Aluminiumhütte in Neuss – wurden längerfristige Stromlieferverträge vereinbart, die teilweise über eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren verfügen. Aktuell beliefert Axpo bereits über 50 Grosskunden bzw. deren verschiedene Standorte in Europa mit Strom oder Gas.
Die geografische Diversifizierung wird mit dem Schritt in die USA 2016 noch breiter angelegt, wodurch sich auch die Abhängigkeit vom europäischen Strommarkt und vom Euro-Wechselkurs reduzieren lässt.
Für die Leistungen im internationalen Energiehandel gab es Anerkennung: Kunden und Marktteilnehmer wählten Axpo in den beiden Fachpublikationen «Risk» und «Energy Risk» erstmals zum weltweit führenden Energiehandelsunternehmen.
Deutlich gewachsen ist im Berichtsjahr das Portfolio an erneuerbaren Energien, allen voran im Bereich der Windenergie. Im Juli kündigte Axpo den Kauf des vor allem in Deutschland und Frankreich aktiven Windparkentwicklers Volkswind GmbH an. Dadurch erweitert das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit um den Bau und die Entwicklung von Windparks, was eine höhere Wertschöpfung ermöglichen soll.
Im September wurde Global Tech I, ein Offshore-Windpark mit 80 Anlagen vor der deutschen Nordseeküste, in Betrieb genommen, an dem Axpo mit 24.1 Prozent beteiligt ist. Die installierte Gesamtleistung von 400 MW liefert bis zu 1,4 Mia. kWh Strom pro Jahr, was dem Verbrauch von 445‘000 Haushalten entspricht. Global Tech I ist der erste Offshore-Windpark mit substanzieller Schweizer Beteiligung.
Durch den Kauf von Volkswind und die Inbetriebnahme von Global Tech I erhöht sich die installierte Leistung im Besitz von Axpo auf über 400 MW. Axpo produziert mittlerweile von allen Schweizer Energieunternehmen am meisten erneuerbare Energie, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Europa. Insgesamt verfügt das Unternehmen über rund 4‘000 MW installierte Leistung (inkl. Wasserkraftwerke).
Voran ging es auch bei den Grossprojekten: Das Jahrhundertprojekt Pumpspeicherwerk Limmern ist auf der Zielgeraden, die erste von vier Maschinengruppen wird noch 2015 mit dem Netz synchronisiert. Das 2.1 Mia. CHF teure Projekt in den Glarner Alpen bleibt innerhalb des Kosten- und Zeitrahmens.
Beim Kernkraftwerk Beznau konnten drei Grossprojekte zur Erhöhung der Sicherheit erfolgreich umgesetzt werden. Der Einbau einer erweiterten Notstromversorgung, eines neuen Anlageninformationssystems sowie der präventive Ersatz der Reaktordruckbehälterdeckel in beiden Blöcken wurden im Rahmen der Revisionsabstellungen realisiert. Diese technischen und logistischen Herausforderungen sind Voraussetzung für den sicheren Betrieb von Beznau bis gegen 2030. Block 1 wird aufgrund der Unregelmässigkeiten im Reaktordruckbehälter voraussichtlich noch bis Ende Juli 2016 ausser Betrieb sein.
Beim geostrategisch bedeutsamen Projekt Trans Adriatic Pipeline (TAP) wurden im Berichtsjahr erste Vorbereitungsarbeiten für den Bau der Erdgas-Pipeline in Albanien gestartet. Der offizielle Spatenstich wird für das kommende Jahr erwartet. Von ebenso grosser Bedeutung war die Erteilung der definitiven Baugenehmigung seitens der Behörden in Italien; dadurch konnte im Mai 2015 die letzte grössere regulatorische Hürde genommen werden.
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