19.09.2016 - Die im Vergleich zum Vorjahr um rund 30% gesunkenen europäischen Grosshandelspreise für Strom sind ein klares Anzeichen dafür, dass die Phase der tiefen Preise länger andauern wird als noch vor einem Jahr erwartet. Deshalb muss Axpo auch im Geschäftsjahr 2015/16 Wertberichtigungen auf ihren Produktionsanlagen und Rückstellungen für Energiebezugsverträge vornehmen. Die jüngste Überprüfung der Werthaltigkeit hat zudem dazu geführt, dass auch das neue Pumpspeicherwerk (PSW) Limmern um 540 Mio. CHF wertberichtigt werden muss. Die Anpassungen werden das Betriebsergebnis (EBIT) des Konzerns voraussichtlich mit rund 1,4 Mia. CHF belasten, was zu einem erneut deutlich negativen Unternehmensergebnis führen dürfte.
Die Profitabilität des PSW Limmern hängt stark von der Preisdifferenz zwischen Grundlaststrom und Spitzenstrom ab, welcher bei Verbrauchsspitzen oder zum Ausregeln von Netzschwankungen gebraucht wird. Diese Marge ist für einen rentablen Betrieb nicht ausreichend, und Axpo rechnet nicht damit, dass sich dies mittelfristig ändern wird. Deshalb nimmt Axpo auf dem für die Versorgungssicherheit in der Schweiz äusserst wichtigen, aber in den nächsten Jahren nicht rentablen Jahrhundertwerk eine massive Wertberichtigung vor; die grösste im ganzen Kraftwerkpark.
Trotz der für ein PSW signifikant geänderten Marktbedingungen erwartet Axpo, dass die Profitabilität des PSW Limmern in Zukunft angesichts des Trends zu zunehmend unregelmässig anfallender Energieproduktion gesteigert werden kann. Dazu müssen alle Einnahmequellen (Spot-, Intraday-, Options- und Systemdienstleistungs-Märkte, Kapazitäts-, Netz- oder Versorgungsreserven) genutzt und die Belastungen durch Abgaben reduziert werden können. Regelenergie ist ein Trumpf des neuen, mit modernsten, schnell umschaltbaren Pumpturbinen ausgestatteten PSW Limmern.
Zu den unerfreulichen Preisprognosen kommen grosse Unsicherheiten regulatorischer und politischer Natur. Betroffen von den erneuten Wertberichtigungen sind neben dem PSW Limmern vor allem Wasser- und Kernkraftwerke sowie die Energiebezugsverträge mit Partnerwerken und französischen Kernkraftwerken.
Die Verschiebung des Wiederanfahrtermins von Block 1 des Kernkraftwerks Beznau auf Ende 2016 fand im Rahmen der Überprüfung ebenfalls Berücksichtigung. Wie bereits im Frühjahr kommuniziert, dürfte der Stillstand der Anlage von August 2015 bis zum geplanten Wiederanfahrtermin Ende 2016 Kosten von rund 200 Mio. Franken zur Folge haben.
Grund für die anhaltend tiefen Grosshandelspreise für Strom sind die weiterhin steigende Einspeisung von subventionierter Energie vor allem in Deutschland, die tiefen Preise für CO2-Zertifikate und Primärenergie (Kohle, Gas und Öl) auf internationaler Ebene, die verhaltenen konjunkturellen Aussichten in Europa sowie die dadurch zurückgegangene Nachfrage nach Strom. Gepaart mit zahlreichen staatlichen Eingriffen in den Energiemarkt sowohl im In- als auch im Ausland hat dies in den vergangenen Jahren zu massiven Marktverzerrungen geführt. Infolge dessen ist der Stromverkauf aus konventioneller, nicht subventionierter Produktion nicht mehr profitabel.
Um dem herausfordernden Marktumfeld Rechnung zu tragen, hat Axpo ihre im Jahr 2014 etablierte Konzernstrategie im Januar 2016 akzentuiert und an die fundamentalen Veränderungen der Rahmenbedingungen angepasst. Der Fokus liegt dabei auf dem Kostenmanagement und der Erschliessung neuer Ertragsquellen und damit der Reduktion der Abhängigkeit vom Strompreis. Im operativen Ergebnis des ersten Halbjahres (1. Oktober 2015 bis 31. März 2016) hat sich bereits gezeigt, dass die Erträge aus den geförderten erneuerbaren Energien, in die Axpo gezielt investiert, kontinuierlich ansteigen.
Das detaillierte Ergebnis des aktuellen Geschäftsjahres 2015/16 (1. Oktober 2015 – 30. September 2016) unter Berücksichtigung der Wertberichtigungen wird Axpo anlässlich der Bilanzmedienkonferenz vom 21. Dezember 2016 vorlegen.
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