23.02.2021 | McKinsey & Co.: Global Energy Perspective 2021

Strombedarf steigt – Erneuerbare und H2 wachsen stark

Wie entwickelt sich der Energiesektor in den nächsten Jahren? Die Experten von McKinsey gehen davon aus, dass sich die Energienachfrage post COVID-19 rasch wieder erholt. Die Elektrifizierung nimmt stark zu – erneuerbare Energien und Wasserstoff (H2) wachsen kräftig. Infolge von COVID-19 kommt der staatlichen Politik für das Funktionieren der Energiewende grosse Bedeutung zu.

In ihrer «Global Energy Perspective 2021» gehen die McKinsey-Fachleute auf die durch COVID-19 ausgelösten Veränderungen im Energiebereich und die Entwicklung des weltweiten Energiesektors ein. Diese Punkte sind für sie zentral:

  • Langfristige Auswirkungen von COVID-19 auf die Energienachfrage sind bescheiden: Die Energienachfrage erholt sich schnell nach der Pandemie und die Auswirkungen von Verhaltensänderungen aufgrund der Krise sind gering im Vergleich zu fundamentalen Veränderungen wie Dekarbonisierung und Elektrifizierung des Energiesektors. Konjunkturpakete, wie sie etwa die EU verabschiedet hat, hätten dabei einen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Energiesysteme in den kommenden Jahrzehnten.
  • Die Nachfrage nach Gas und Erdölprodukten sinkt früher als bisher erwartet: Fossile Brennstoffe werden künftig weniger nachgefragt als bisher. Nachfragespitzen (Peaks) werden beim Erdöl um 2029 und beim Gas um 2037 erreicht. In wichtigen Märkten wie den USA oder der EU ist die Nachfrage nach diesen Produkten bereits seit einem Jahrzehnt rückläufig. Dennoch spielen fossile Brennstoffe weiterhin eine wichtige Rolle im Energiesystem, angetrieben durch das Wachstum in Schwellenländern und Bereichen wie Chemie und Luftfahrt.
  • Der Strombedarf wächst signifikant und Wasserstoff gewinnt an Bedeutung: Der Stromverbrauch verdoppelt sich aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung und erhöht seinen Anteil am Endenergieverbrauch von 19 auf 30 Prozent im Jahr 2050. Gleichzeitig dominieren die kostengünstigen erneuerbaren Energien die Strommärkte und verdrängen in den meisten Regionen vor 2030 die vorhandenen fossilen Anlagen. Bis 2036 stammt die Hälfte der globalen Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen. McKinsey rechnet damit, dass grüner Wasserstoff in den 2030er Jahren wettbewerbsfähig wird. Entsprechend wird die «indirekte» Stromnachfrage für die Elektrolyse rund 40 Prozent des Wachstums der Nachfrage nach Strom in der Zeit von 2035 bis 2050 ausmachen. Haupttreiber dafür sind die Bereiche Industrie und Verkehr.
  • Der Wandel ist zu langsam um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad C zu beschränken: Die CO2-Emissionen müssen bis 2050 netto Null erreichen, damit die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad C beschränkt werden kann. Aktuell sei das angeschlagene Tempo aber zu langsam, es    brauche zusätzlich ehrgeizige Initiativen und politische Massnahmen. Das kommende Jahrzehnt sei besonders entscheidend, denn bis 2030 sei ein Rückgang der globalen Emissionen um mehr als 50 Prozent notwendig. Dies erfordere erhebliche und schnelle Veränderungen in der Art und Weise, wie Gesellschaften weltweit ihre Wirtschaft betreiben.
  • Klimawandel und staatliche Förderung beschleunigen die Energiewende: Angesichts der beispiellosen Grösse vieler Konjunkturpakete post COVID-19 spiele die Ausrichtung dieser Konjunkturmassnahmen eine Schlüsselrolle bei der Neugestaltung der Energiesysteme in den kommenden Jahrzehnten. Diese Veränderungen werden sich in den kommenden Jahren beschleunigen, da Dekarbonisierung und Klimawandel zunehmend auf der Agenda der globalen politischen Entscheidungsträger und Wirtschaftsführer stehen und die Folgen des Klimawandels immer deutlicher zu Tage treten und zum Handeln auffordern, glaubt McKinsey.

Eine Zusammenfassung der Studie und mehr Details findet man der Webseite von McKinsey.

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