Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

Wechseln Sie zur Website der Axpo Group.

16.07.2025 | Axpo Heads Hydrogen and Biogas International Guy Bühler und Véronique Abrate im Interview

«Wir brauchen grüne Treibstoffe für die erfolgreiche Dekarbonisierung»

Grüner Wasserstoff, Derivate wie Ammoniak oder Methanol, genauso wie Biogas gehören zu Schlüsselbegriffen wenn es um klimafreundliche Energie und grüne Treibstoffe geht. Axpo setzt in allen Bereichen seit mehreren Jahren auf Projekte im In- und Ausland. Im Sommer 2025 legte Axpo und ihre Partnerinnen und Partner beispielsweise den Grundstein für das Mobilitätsprojekt "Arv'Hy" im französischen Arve-Tal. In der Schweiz geht Axpo mit ihren Anlagen in Domat/Ems und Bürglen die ersten Schritte im Bereich der grünen Treibstoffe und produziert bereits grünen Wasserstoff.

Dass grüne Treibstoffe eine Zukunft haben, zeigt das Projekt "Arve Mobilité Hydrogène". Es markiert einen Meilenstein für die Energiewende im französischen Vallée de l’Arve, einer Region, die besonders von Luftverschmutzung betroffen ist. Axpo arbeitet gemeinsam mit Partnern wie Atawey, Crédit Agricole des Savoie oder Jean Lain Mobilités an der Errichtung einer Wasserstofftankstelle nahe der regionalen Autobahn A40. Die Station soll bis Ende 2025 in Betrieb gehen und erneuerbaren Wasserstoff für verschiedene Fahrzeugtypen bereitstellen – von Lastwagen über Busse bis hin zu leichten Fahrzeugen. Ziel ist es, die Mobilität in einem anspruchsvollen, bergigen Gebiet mit hoher Verkehrsbelastung nachhaltig zu dekarbonisieren.

Grundsteinlegung des Mobilitäts-Projekts "Arv'Hy" im französischen Arve-Tal. Ab Ende 2025 können hier Autos, Busse und andere H2-Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff getankt werden.

Grüner Wasserstoff für die Schifffahrt

Im Fokus steht für Axpo die Dekarbonisierung der Industrie, also der Wechsel von grauem auf grünen Wasserstoff. Dass Mobilitätsprojekte aber auch in der Schweiz Potenzial haben, zeigt das Projekt von "H2Uri". Axpo ist Mehrheitsaktionärin an der Firma H2Uri, die in Bürglen in der Zentralschweiz eine Wasserstoffproduktionsanlage baut. Mit dem regional produzierten Wasserstoff wird das erste Wasserstoff-Passagierschiff der Vierwaldstättersee-Schifffahrtsgesellschaft (SGV) AG auf dem nahen Vierwaldstättersee betrieben. Spatenstich für die neue H2-Anlage war im Dezember 2024. Gleichzeitig erarbeitet sich Axpo ein Knowhow im Bereich verschiedener Power-to-X-Anlagen. So ist das Unternehmen beispielsweise zu 45% an Swiss Green Gas International, kurz SGGI, beteiligt. Das 2020 gegründete Gemeinschaftsunternehmen plant und realisiert Power-to-X-Anlagen in Nordeuropa . Die Anlagen erzeugen aus erneuerbarem Strom Wasserstoff und synthetisches Methan (grünes Gas). Damit soll der dringend beschleunigte Ausstieg aus den fossilen Energieträgern gefördert werden. 

Die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der grünen Gase erklären uns Guy Bühler, Leiter der Division Green Gases bei Axpo und Véronique Abrate, Leiterin Biogas International. Im Interview geben sie Einblick unter anderem in internationale Projekte, Markthürden und lokale Potenziale rund um die grünen Treibstoffe der Zukunft.

Guy Bühler, es gibt Stimmen, die sagen, es gäbe zu wenig Abnehmerinnen und Abnehmer, es lohne sich nicht in Wasserstoff-Projekte zu investieren. Was antworten Sie? 

Bei grünem Wasserstoff haben wir das sogenannte Huhn-Ei-Problem. Es braucht Abnehmerinnen und Abnehmer, es braucht aber auch Produzentinnen und Produzenten. Aktuell hinkt die Nachfrage dem Angebot hinterher, was aber nicht heisst, dass sich die Projekte nicht rechnen werden. Axpo leistet hier Pionierarbeit bspw. mit der Anlage in Domat/Ems, wo wir übrigens auch schon kleinere Mengen Wasserstoff verkauft haben. Dass Axpo an den Wasserstoff-Hochlauf glaubt, zeigen ja auch unsere Projekte im In- und Ausland, ich denke da an die erwähnte Anlage in Graubünden oder an die Anlage in Bürglen, welche ein Schiff auf dem Vierwaldstättersee beliefern wird. 

Spatenstich für die zweite H2-Anlage von Axpo in Bürglen im Kanton Uri. Der grüne Wasserstoff wird unter anderem für den Betrieb eines Wasserstoffpassagierschiffs auf dem Vierwaldstättersee verwendet.

Angesprochen auf die Projekte im Ausland. Wo stehen wir da aktuell in den verschiedenen Projekten?

Sie alle entwickeln sich weiter, wenn auch langsamer als erwartet. Erwähnen möchte ich speziell das bereits angesprochene Mobilitäts-Projekt in Frankreich im Val d’Arve, wo die Bauarbeiten voranschreiten. Ein spannendes Feld ist auch Island. Durch unsere Partnerschaft bei SGGI, sind wir da sehr nah dran, wenn es um die Herstellung erneuerbaren synthetischen Treibstoffen geht und natürlich unsere Offensivstrategie im Bereich Biogas bspw. in Polen, Spanien oder Portugal.

Da kommen Sie ins Spiel, Véronique. Was machen wir im Bereich Biogas genau bei Axpo? Was ist das Ziel?

Erdgas spielt eine wichtige Rolle im Energiesystem: in einigen Ländern für die Stromerzeugung, in allen Ländern für die Heizung und für industrielle Prozesse. Das in Europa verwendete Gas ist hauptsächlich fossiler Herkunft und wird importiert. Es ist daher nicht klimafreundlich und schafft geopolitische Abhängigkeiten, die uns allen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine bewusst geworden sind. Biogas – ebenso wie grüner Wasserstoff – ist eine Alternative zu Erdgas für Anwendungen, die nicht elektrifiziert werden können. Biogas ist lokal und erneuerbar, da es aus regionalen organischen Reststoffen und Nebenprodukten hergestellt wird. Deshalb möchte Axpo dieses Produkt seinen Industriekunden anbieten. Neben unserem Schweizer Portfolio baut Axpo nun Biogasanlagen in Italien, Spanien, Portugal und Polen.

Die derzeit grösste Produktionsanlage für grünen Wasserstoff der Schweiz steht in Domat/Ems im Kanton Graubünden.

Können Sie ein Beispiel machen?

Axpo hat beispielsweise Biomethan-Projekte in Italien gekauft. Die Anlagen in Basilica und Sizilien werden jeweils rund 45 GWh erneuerbare Energie pro Jahr produzieren und zwischen Ende 2025 und der ersten Hälfte des Jahres 2026 in Betrieb gehen. In Spanien beispielsweise speist die Biomethananlage in Torre Santamaría derzeit jährlich 26 GWh Biomethan ins Gasnetz ein und wird ihre jährliche Biomethanproduktion auf 115 GWh mehr als vervierfachen. All dies ist eine sehr konkrete Investition in erneuerbare grüne Gase.

Biogas haben wir aber auch in der Schweiz?

Absolut. Unsere Kolleginnen und Kollegen von der Abteilung Biomasse haben ein beindruckendes Portfolio in der Schweiz. Axpo ist die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbaren Energien und natürlich spielen da auch die erneuerbaren Energien aus biogenen Abfällen eine Rolle. Die Axpo Biomasse AG mit ihren 15 Trockenvergärungsanlagen produziert Wärme, Strom und Biogas. Diese Energien können u.a. für die Beheizung von Immobilien oder für die Mobilität genutzt werden.

Zurück zum Thema Wasserstoff. Was kann Axpo machen, damit der Markthochlauf von Wasserstoff schneller vorankommt? 

Axpo sieht im grünen Wasserstoff ein zentrales Element der Energiewende und einen wichtigen Beitrag für die erfolgreiche Dekarbonisierung. Fakt ist aber auch, dass sich der Wasserstoffhochlauf weniger schnell entwickelt als angenommen. Besonders in Bereichen, die schwer zu elektrifizieren sind – wie Schwerverkehr, Industrie oder saisonale Energiespeicherung – bietet grüner Wasserstoff aber grosse Chancen. Es braucht am Ende ein Zusammenspiel aus Infrastruktur, gezielter Produktion, da wo es Sinn macht, und Abnehmerinnen und Abnehmer, die auf die Dekarbonisierung setzen wollen und auch bereit sind zu investieren um die Ziele zu erreichen. Um den Wasserstoffmarkt in der Schweiz und Europa aktiv mitzugestalten, hat Axpo auch die Vernetzungsplattform MatcH2 lanciert, wo wir verschiedene Wasserstoff-Akteure zusammenbringen. Am Ende brauchen wir eine Nachfrage und das entsprechende Angebot. Das Beispiel im Vallée de l'Arve in Frankreich oder das künftige Wasserstoff-Passagierschiff sind doch schöne Beispiele, dass etwas passiert, oder? 

Lesen Sie auch

Alle anzeigen

Menschen

Axpo feiert mit Spitzenathlet Roger Bolliger Schweizer Stundenrekord

Leadingpartnerin von PluSport

Mehr lesen

Energiemarkt

Hitzewellen und geopolitische Entwicklungen prägen die Energielandschaft Europas

Monatliches Update europäische Energiemärkte, Juli 2025

Mehr lesen

Energiemarkt

Axpo diskutiert die Energiezukunft in der Schweizer Botschaft in Rom

Energiezukunft gestalten

Mehr lesen