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16.12.2025 | Die Kompogas Winterthur AG und der Schweizer Climate-Tech-Pionier neustark haben eine Pionieranlage in Betrieb genommen

CO2: In Beton binden statt in Atmosphäre entlassen

In Winterthur zeigt ein Pionierprojekt, wie Kreislaufwirtschaft zum Klimaschutz beitragen kann. Die Kompogas Winterthur AG – ein Gemeinschaftsunternehmen von Axpo Biomasse sowie der Städte Winterthur und Frauenfeld – und das Climate-Tech-Startup neustark betreiben seit Kurzem die erste aktive CO₂-Senke der Stadt. Sie fängt biogenes CO₂ ab, verflüssigt es vor Ort und sorgt dafür, dass es dauerhaft in mineralischen Baustoffen gespeichert wird. 

Jeden Tag bringen vollbeladene Lastwagen Grüngut in die Vergärungsanlage der Kompogas Winterthur AG. Doch seit Herbst 2024 gibt es auch Lastwagen, die vollbeladen aus der Vergärungsanlage wegfahren. Sie transportieren eine nicht alltägliche Fracht, nämlich verflüssigtes CO2. «Nach einer mehrmonatigen Testphase ist die neue CO2-Verflüssigunsanlage in Betrieb», sagt Daniel Ribi, Betriebsleiter bei Axpo Biomasse. Damit konnte in Winterthur eine sogenannte CO2-Senke realisiert werden, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Netto-Null. 

Jährlich bis zu 1600 Tonnen möglich 

Die Vergärungsanlage der Kompogas Winterthur AG gewinnt aus rund 20’000 Tonnen Grüngutabfällen pro Jahr Biogas. Dabei fallen auch etwa 1’600 Tonnen biogenes CO₂ an. Genau dieses Treibhausgas wird dank der neuen Anlage nicht mehr in die Atmosphäre entlassen, sondern verflüssigt und an Baustoffrecycling-Betriebe in der Region geliefert. Dort wird es in Abbruchbeton eingebunden: Ein durch neustark technisch beschleunigter Mineralisierungsprozess sorgt dafür, dass das CO₂ über hunderttausende Jahre stabil im Gestein verbleibt.

Für Axpo ist das Projekt weit mehr als ein symbolischer Beitrag. Das Unternehmen sammelt hier wertvolle Betriebserfahrungen und wird prüfen, weitere der insgesamt 15 eigenen Vergärungsanlagen mit CO₂-Verflüssigung auszustatten. Die Zusammenarbeit demonstriert, wie Energieversorger, Städte und Startups gemeinsam konkrete Schritte hin zum Schweizer Klimaziel «Netto-Null 2050» gehen können. 

Seit die Anlage die offizielle Konformitätsbescheinigung erhalten hat, läuft sie im Regelbetrieb. Die erste Ladung verflüssigten CO₂ verliess Winterthur am 29. Oktober 2024. Seither wurden bis Ende November 2025 bereits 60 Fuhren durchgeführt – mit insgesamt 923 Tonnen CO₂, die dauerhaft aus dem Kreislauf entfernt werden. Ein klarer Hinweis darauf, welches Potenzial diese Technologie besitzt.

So funktioniert die CO2-Senke in Winterthur

Nach der Verflüssigung wird das CO2 zu Unternehmen für Baustoffrecycling und Wertstoffaufbereitung gebracht, wo neustarks Technologie zum Einsatz kommt. Diese integriert sich nahtlos in die bestehenden Prozesse der Recyclingunternehmen. Das CO2 wird dort als Zusatz zum bestehenden Recyclingprozess in das Granulat von Abbruchbeton injiziert . Dies löst einen beschleunigten Mineralisierungsprozess aus und bindet so das CO2 dauerhaft an die Poren und die Oberfläche des Granulats. Das karbonisierte Granulat kann im Anschluss für den Strassenbau oder zur Herstellung von Recyclingbeton verwendet werden. Das Carbon Dioxide Removal (CDR) von neustark ist messbar, durch Gold Standard verifiziert und dauerhaft. Der Mineralisierungsprozess speichert das abgeschiedene CO₂ für hunderttausende von Jahren, und das Risiko eines Rückfalls ist nachweislich gering bis nicht vorhanden.

neustark

Das Schweizer Unternehmen neustark ist ein führender Anbieter im schnell wachsenden Bereich von Carbon Dioxide Removal (CDR) und hat eine Lösung zur dauerhaften Speicherung von biogenem CO₂ in recycelten mineralischen Abfällen wie Abbruchbeton entwickelt. Gegründet wurde die neustark AG im Juli 2019 von Valentin Gutknecht und Johannes Tiefenthaler und hat ihren Sitz in Bern. Zurzeit sind 44 CO2-Abscheide- und Speicheranlagen in acht europäischen Ländern in Betrieb. 

Kompogas Winterthur AG

Die Kompogas Winterthur AG ist ein gemeinsames Unternehmen der Axpo Biomasse AG sowie der Städte Winterthur und Frauenfeld, vertreten durch Stadtwerk Winterthur und Thurplus. Seit rund elf Jahren betreibt das Unternehmen die Vergärungsanlage in Winterthur. Sie verarbeitet jährlich rund 20'000 Tonnen Grünabfälle aus Winterthur, Frauenfeld und den umliegenden Gemeinden und produziert daraus Biogas. Grösste Aktionärin ist die Axpo Biomasse AG mit 52 Prozent Anteil. Die Stadt Winterthur ist mit 34 Prozent beteiligt, Frauenfeld hält 14 Prozent. Der Betrieb der Anlage liegt in den Händen von Axpo Biomasse AG. 

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