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12.12.2023 | Monatliches Update europäische Energiemärkte, Dezember 2023

Erster Kälteeinbruch bringt europäische Energiemärkte nicht ins Schwitzen

Andy Sommer

Autor

Als Ende November der Herbst zu Ende ging, wurde Nordeuropa von einer Kältewelle erfasst, bei der die Temperaturen in Grossbritannien und in Skandinavien deutlich unter dem jahreszeitlichen Schnitt lagen. Bei diesem Stresstest auf den europäischen Energiemärkten stiegen die Energiepreise in diesen Ländern aufgrund der steigenden Nachfrage, die sich im November den zweiten Monat in Folge wieder erholt hatten. Die Nachfrage seit Jahresbeginn 2023 blieb jedoch unter dem Vorjahreszeitraum und zeigte wenig Anzeichen für eine strukturelle Nachfrageerholung. Auf der Angebotsseite blieb die französische Kernenergieproduktion hoch, während die Wasserkraft in den meisten Regionen das obere Ende historischer Bandbreiten erreichte und sich dadurch die Energiepreissprünge in Grenzen hielten. Die skandinavische Wasserkraftbilanz, deren Überschuss sich Anfang Dezember in ein Defizit verwandelte, fiel deutlich auf. Finnland hingegen verzeichnete während des gesamten Monats November bemerkenswerte Schwankungen der Stundenpreise von -500 EUR/MWh (aufgrund eines Gebotsfehlers) auf 777 EUR/MWh, deren Ursache ein ungeplanter Ausfall im Kernreaktor Olkiluoto 3 war.

Schwedens Energielandschaft sorgte im vergangenen Monat für grosses Aufsehen, als ein Onshore-Windpark Insolvenzschutz beantragte und dabei Verluste im Zusammenhang mit einem Stromabnahmevertrag (PPA) mit 19-jähriger Laufzeit anführte. Hinzu kommt, dass in dieser Woche ein weiterer schwedischer Windpark in Konkurs gehen musste, der aufgrund von PPA-bedingten Herausforderungen gezwungen war, seinen 15-jährigen Stromabnahmevertrag neu zu verhandeln. Beide Beispiele unterstreichen die inhärenten Risiken von Stromabnahmeverträgen für die Grundlast zum Festpreis für Kraftwerke zur Erzeugung erneuerbarer Energie, insbesondere angesichts der erhöhten Volatilität und der höheren Strompreise am Spotmarkt. Ein weiterer Risikofaktor für Windenergieanlagen waren Vereisungsprobleme, die die Entwickler zwangen, auf den Spotmarkt zu wechseln, um Produktionsausfälle zu decken.

Weiter südlich, in den Niederlanden, wurde bei den jüngsten Wahlen die nationalistisch-populistische Partei PVV dominierende Kraft. Sie stellt eine potenzielle Bedrohung für die politische Ausrichtung des Landes für umweltfreundliche Energie und den Klimaschutz dar. Während sich die PVV gemeinsam mit anderen rechten Parteien für den Ausbau der Kernenergie einsetzt, stehen sie jedoch alleine da mit ihrer Forderung, aus dem Pariser Abkommen auszutreten und die niederländischen Kohle- und Gaskraftwerke weiterlaufen zu lassen. Solche Entwicklungen – wie z.B. auch die Diskussionen über die Haushaltslücke in Deutschland - erinnern uns daran, die Politik im Auge zu behalten, da deren Entscheidungen mittelfristig potenziell hohe Relevanz für die Energiemärkte haben können.

Die Kraftstoffpreise gingen im vergangenen Monat bedingt durch geringere geopolitische Risiken in Gaza und eine abwärtsorientierte Marktstimmung weiter zurück. Das milde, windige Novemberwetter bremste den Heizbedarf und die Stromerzeugung aus Gas, sodass die Speicher in der EU einen noch nie dagewesenen Füllstand erreichten. Trotz Anzeichen einer Erholung blieb die Energienachfrage jedoch auf einem erheblich niedrigeren Stand gegenüber dem Niveau vor dem Energieschock, während das solide LNG-Angebot potenzielle positive Marktanreize abfederte. Parallel dazu sanken die Kohlepreise aufgrund des milden Wetters und der verhaltenen makroökonomischen Aussichten weiter. Die EUA-Preise folgten bei sinkender Nachfrage nach Emissionszertifikaten demselben Abwärtstrend. Insgesamt starten die europäischen Energiemärkte mit reichlicher Brennstoffversorgung und soliden Vorräten in den Winter. Nur eine Kombination mehrerer Versorgungsrisiken oder länger andauernder Kälteperioden könnte die Widerstandsfähigkeit der europäischen Winterenergieprognose auf die Probe stellen.

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