24.07.2025 | Transparenz, Risiko und Verantwortung
Globale Lieferketten stehen zunehmend im Fokus – politisch, regulatorisch und gesellschaftlich. Unternehmen müssen heute nicht nur ihre eigenen Prozesse nachhaltig gestalten, sondern auch die Verantwortung für Menschenrechte, Umweltstandards und faire Arbeitsbedingungen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette übernehmen. Axpo will und wird sich diesen Anforderungen stellen. Eine der zentralen Säulen des Nachhaltigkeitsansatzes von Axpo ist ethisches und verantwortungsbewusstes Handeln in den Beschaffungsprozessen. Im Interview erklärt Cristina Spiegelburg, Supply Chain Sustainability Manager, wie Axpo diesen Herausforderungen begegnet, welche Risiken dabei besonders im Fokus stehen und weshalb Kooperation sowie Datenqualität eine zentrale Rolle spielen.
Was bedeutet «verantwortungsvolle Lieferketten» für Axpo?
Verantwortungsvolle Lieferketten bedeuten für uns, dass wir nicht nur unsere eigenen Aktivitäten nachhaltig und ethisch gestalten, sondern auch die gesamte vorgelagerte Wertschöpfungskette berücksichtigen. Das heisst konkret: Wir arbeiten nur mit Lieferanten zusammen, die ESG-Standards (Environment, Social, Governance) erfüllen.
Dabei geht es um mehr als nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – es geht um Verantwortung und Sorgfaltspflicht. Wir setzen auf Due-Diligence-Prozesse, um Risiken in der Lieferkette frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und proaktiv anzugehen. Ein besonderes Augenmerk legen wir beispielsweise auf das Thema Kinderarbeit. Mit unserer unternehmensweiten Child Labour Policy setzen wir diesbezüglich klare Standards.
Gibt es einen verbindlichen Verhaltenskodex für Lieferanten?
Ja, wir haben einen verbindlichen Code(Kodex) for Business Partners, der für alle direkten und indirekten Lieferanten gilt. Dieser ist integraler Bestandteil beim Einkauf sämtlicher Produkte und Dienstleistungen.
Der Kodex legt klare Erwartungen in Bezug auf ethisches Verhalten, Menschenrechte, Umweltstandards und Geschäftspraktiken fest.
Lieferketten sind oft hoch komplex. Wie schafft Axpo Transparenz bis hin zu den Rohstoffen?
Die Transparenz bis zu den Rohstoffen ist branchenweit eine grosse Herausforderung – auch für uns. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Datenqualität zu verbessern, um eine wichtige und solide Grundlage zu schaffen für die Tier+1-Transparenz, also über die direkte Lieferantenbeziehung hinaus.
Wir fokussieren uns auf kritische Produktgruppen und Herkunftsländer, bei denen wir ein erhöhtes Risiko sehen – etwa im Hinblick auf Konfliktmineralien. Das sind Rohstoffe, deren Abbau und Handel häufig mit bewaffneten Konflikten, Umweltschutz- und Menschenrechtsverletzungen sowie illegalen Finanzierungsstrukturen in instabilen Regionen verbunden sind. Vor diesem Hintergrund ist Axpo besonders aufmerksam bei Produkten wie Photovoltaik-Panels, Windturbinen, Batterien oder Arbeitskleidung.
Mit wachsendem regulatorischem Fokus auf Scope-3-Emissionen – also indirekte CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – wird auch der Druck grösser, hier für mehr Klarheit zu sorgen. Aber je globaler und komplexer eine Lieferkette ist, desto schwieriger ist die vollständige Transparenz. Deshalb setzen wir unter anderem auf die Zusammenarbeit mit Brancheninitiativen und den Austausch mit Peers, um Synergien zu nutzen, um gemeinsam weiterzukommen.
Welche Massnahmen ergreift Axpo, um die Einhaltung von Menschenrechten sowie Sozial- und Umweltstandards bei den Lieferanten zu überprüfen?
Wir verfolgen einen strukturierten Ansatz über den gesamten Zusammenarbeitszyklus. Bereits bei der Auswahl neuer Lieferanten führen wir zuerst einen Hintergrundcheck durch – insbesondere zu Compliance, Menschenrechts- und Umweltaspekten. Besteht ein Lieferant diese Prüfung, wird er registriert und muss zusätzlich zwei spezifische Verhaltenskodizes anerkennen: Unseren Verhaltenskodex für Geschäftsparnter und unsere Richtlinie zur Kinderarbeit.
Darüber hinaus führen wir jährliche Überprüfungen mit Hilfe von spezialisierten Instrumenten durch. Dabei werden unter anderem potenzielle Risiken wie Kinderarbeit oder Menschenrechtsverletzungen abgefragt. Lieferanten mit erhöhtem Risiko nehmen wir dann gezielt unter die Lupe und gehen allfälligen Hinweisen vertieft nach.
Ergänzend führen wir intern eine Konfliktmineralien-Umfrage durch. Zwar beziehen wir in der Regel fertige Produkte und damit keine direkten Konfliktmineralien, dennoch prüfen wir auch hier potenzielle Risiken.
Wir sind bestrebt, die Transparenz und die Datenqualität entlang der gesamten Lieferkette stetig zu erhöhen resp. verbessern. Das bildet die Grundlage, um soziale und ökologische Standards langfristig sicherzustellen und Axpo, als einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Partner im Markt zu positionieren.
Wer im Unternehmen ist für die Einhaltung dieser Standards verantwortlich?
Die Verantwortung liegt bei der Abteilung Corporate Procurement, die damit eine grosse Verantwortung trägt. Es ist ein komplexes Unterfangen, aber wir haben unterstützende Strukturen geschaffen – zum Beispiel durch unser neues Target Operating Model seit letztem Februar:
Unsere Teams sind heute spezialisierter aufgestellt, was uns erlaubt, gezielter und effizienter zu arbeiten. Zudem setzen wir verstärkt auf digitale Tools, die gruppenweit unsere Prozesse erleichtern, sodass wir unsere Energien auf unsere Kernaufgaben konzentrieren können.
Es bleibt noch viel zu tun, aber wir sind ein starkes Team – und wir sind überzeugt, dass wir die kontinuierliche Herausforderung im Kontext mit nachhaltigen Lieferketten meistern können.